THEODOR
eine Geschichte aus dem Alltag, die das
urchristliche Verständnis Swedenborgs lebhaft
veranschaulicht
„Noch sind die sonnigen Frühlingsabende
selten und ich genieße die wohltuenden,
warmen Sonnenstrahlen bis zuletzt, wie
ausgehungert nach lebensspendender
Liebe. Da ist es Theodor, der bei meinem
ausgedehnten Spaziergang entlang des
nahegelegenen Flusses auf mich
zukommt. Ich erinnere mich lebhaft an
unsere erste Begegnung und wie wir
zufällig auf Gott zu sprechen kamen und
er Anstoß daran nahm, dass ich an Gott
glaube. Dennoch begegneten wir uns
fortan mit gegenseitigem Respekt und
meine Sympathie für ihn beruhte wohl auch auf Gegenseitigkeit. Da ihn
aber anscheinend das Thema Gott und Glaube noch unter den Nägeln
brannte, entspann sich sehr schnell folgendes Gespräch“:
Sag, wie kannst du an einen Gott glauben der das Weltall erschaffen haben soll,
aber dann nicht mächtig genug ist sich dem Menschen auch zu offenbaren,
geschweige denn einzugreifen, wenn unbeschreibliches Unrecht unter seinen
angeblich allwissenden Augen geschieht? Kannst du, als gewöhnlicher Mensch,
unbeschreibliches Unrecht mit eigenen Augen ansehen ohne einzugreifen, obwohl du
wüsstest, dass dein Eingreifen dieses Unrecht verhindert? Würdest du nicht große
Schuld auf dich laden wegen deiner Hartherzigkeit? Wie sollte da Gott, der angeblich
die Liebe selbst sein soll, tatenlos zusehen können? Ist das nicht allein schon ein
Widerspruch in sich selber? Zumal du glaubst, dass Gott die Liebe und zudem
allmächtig und allwissend ist? Dieser Gott ist entweder die Liebe, aber so schwach,
dass man ihn nicht allmächtig nennen dürfte und damit auch nicht Schöpfer der
Welt. Oder er ist allmächtig und allwissend und damit Schöpfer der Welt, aber ein
grausamer, willkürlicher und ungerechter Gott und damit alles andere als die Liebe.
In beiden Fällen kann ich auf Gott verzichten und ich finde es ehrlich gesagt krank,
gefährlich und realitätsfern zugleich, mir letztlich einen liebenden Gott vorzugaukeln,
nur weil ich es aus Schwäche nicht ertragen kann mich dieser unbegreiflichen,
willkürlichen, gnadenlosen Welt zu stellen.
Ich muss dir sagen, dass du fast gut daran tust nicht an Gott zu glauben. Auch
ich würde nicht an Gott glauben und noch weniger ihn lieben, wenn ich dein
Gottesbild mit dir teilen würde. Andererseits musst du wohl zugeben, dass du
selber an diesem etwas kindlichen Weltentwurf über Gott, Leid und Leben
zweifeln musst? Meiner Meinung nach ist Gott unbegreiflich viel größer und
größer ist wohl auch unsere Seele. Was sie reif und letztlich wirklich glücklich
macht, ist uns im Grunde kaum bekannt. Damit will ich keineswegs in Abrede
stellen, dass es sehr schwere Schicksalsschläge auf dieser Welt gibt und wie
schockierend sie auch für mich sind. Aber gerade da sehe ich auch ein Problem.
In unserem Medienzeitalter sind wir ständig mit Leid unzähliger uns völlig
unbekannter Menschen konfrontiert. Und umso erschreckender ein
Schicksalsschlag ist umso mehr wird er von den Medien oft ausgeschlachtet.
Jeder Mensch hat aber seine ganz persönliche Vergangenheit, sein ganz
persönliches Schicksal und damit auch sein ganz persönliches Leid. Wenn ich
nun an Gott glaube, glaube ich damit auch an eine ganz eigene und persönliche
Führung und damit Vorsehung Gottes und - dass mich eben nicht alles
willkürlich und zufällig treffen kann. Vielmehr widerfährt mir nur, was mir
aufgrund meiner Situation und Lebenseinstellung auch wirklich zum Leben
dient, auch wenn es Schicksalsschläge sind. Ja, oft gerade diese! Vorausgesetzt,
dass ich mich dann Gott bzw. dem Leben zuwende und nicht erst recht in die
Negativität flüchte. Alles ist darauf ausgelegt, dass wir geistig reifen und
wachsen! Das hat vor Gott so hohe Priorität, weil ER, im Gegensatz zu uns, unser
ewiges Heil vor Augen hat und nicht nur ein paar Jahrzehnte auf dieser Erde und
dass es uns dabei möglichst gut geht. Er allein weiß, was uns Menschen letztlich
wirklich glücklich macht. So gesehen lässt er also notgedrungen auch
Schicksalsschläge zu.
Es ist doch eine Binsenweisheit: Wenn ich im Leben etwas erreichen will oder
Karriere machen will, muss ich doch auch alles daransetzen um erfolgreich zu
sein. Warum soll das beim geistigen Wachsen und Reifen anders sein? Ist es
doch das, was uns wirklich glücklich macht - und zwar, wenn du es glauben
magst – weit über den Tod hinaus! Wenn aber die Menschen nur dem Glück
nachjagen und meinen es direkt anstreben zu können, entzieht es sich ihnen in
dem Maße auch schon wieder, wie sie es zu ergreifen suchen. Logischerweise
empfinden sie dann die ganze Welt und alle Umstände wie eine Verschwörung
gegen sich selbst und können so unmöglich an Gott glauben. Dabei sind es die
Menschen, die gegen die Ordnung leben, die allein auf geistiges Wachsen und
Reifen ausgelegt ist! Ist das Ergebnis dann ein Wunder? Kann denn nicht
vielmehr erst dieses geistige Wachstum und diese geistige Reife das Glück nach
sich ziehen? Das wirkliche und wahre Glück!
Freilich, da wirst du einwenden, niemand kann einen dazu zwingen nach
göttlichen Ordnungen zu leben! Da hast du recht. Du kannst dich so oder so
entscheiden, aber wenn du dich gegen Gott entscheidest und dann das Leben
nicht mehr verstehst, warum machst du IHM dann Vorwürfe? Er respektiert
deinen freien Willen und gleichzeitig willst du, dass die Liebe dich zur Liebe
zwingt? Würde er das tun, so wäre er nicht die Liebe. Ist er aber die Liebe, wie
sollte es anders sein, als dass er uns am allerwenigsten dazu zwingt? Ja, dass ER
unsere Entscheidungen am allermeisten achtet und uns auch noch in voller
Achtung unserer Entscheidung liebt?
Wäre es ihm möglich uns glücklich zu machen ohne Verzicht, ohne geistiges
Reifen und ohne inneres Wachstum, dann würde er es sofort tun. Aber das ist
eben selbst Gott unmöglich, weil es ein Widerspruch in sich selber ist.
Warum soll Gott das unmöglich sein? Ist er nun allmächtig oder nicht? Und vor
allem, warum soll Gott den Menschen das Glück nicht einfach so in den Schoss
legen? Neidet er es ihnen etwa? Ich verstehe keineswegs, warum es Gott nicht im
Vorhinein möglich gewesen sein soll, glückliche Geschöpfe zu machen, denen es an
nichts fehlt und die glücklich und vollkommen sind! Das wäre zumindest
nachvollziehbar, dass ein Gott, der vollkommen ist, auch Vollkommenes schafft und
nicht Unvollkommenes! Da ist doch der Widerspruch!
Nicht wirklich. Denn genau das tut Gott. Er schafft Vollkommenes. Sein ganzes
Schöpfungsziel ist einen Engelshimmel mit ewig lebenden und glücklichen
Geschöpfen zu erschaffen, denen es an nichts fehlt und die damit vollkommen
sind. Man kann auch durchaus sagen, Gott erschafft das alles in einem
Augenblick. Denn für Gott gibt es keine Zeit. Die gibt es nur für uns Menschen,
für die er diese erschaffen hat. Und ich bin überzeugt, sie reicht viele Male ihm
Leben eines jeden Menschen aus, damit dieses Ziel möglichst auch bei jedem
erreicht würde. Ja, Gott hat mit der Erschaffung von Zeit und Raum dieses
wunderbare Instrument erschaffen um dieses Ziel zu verwirklichen! Das Ziel,
eine freie Entscheidung seiner Geschöpfe zu ermöglichen! Aber in welchem
Verhältnis steht die Zeit zur Ewigkeit? Doch in gar keinem! Wie sollte es auch
eine Relation der Zeit zur Zeitlosigkeit geben? Also vom Standpunkt der
Zeitlosigkeit Gottes aus betrachtet, erschafft Gott sehr wohl seine Geschöpfe in
einem Augenblick. Dass das aber nicht nach menschlichem Gesichtspunkt in
einem Augenblick geschehen kann, wird auch wiederum durch einen sehr
menschlichen Gesichtspunkt klar: Ein Wesen, dass in einem Augenblick
entstehen würde und dem sein seliger Zustand einfach verordnet wäre, müsste
eine Marionette sein, da keine freie Entscheidung diesem Zustand
vorausgegangen ist. Weiter müsste man sich fragen, inwieweit sich eine solche
Marionette über ein Glück freuen könnte von dem es gar kein Bewusstsein hat?
Denn was selbstverständlich ist, gelangt ja gar nicht zu Bewusstsein. Also ein
Widerspruch in sich. Wie kann jemand glücklich sein, wenn ihm sein Glück gar
nicht bewusst ist? Abgesehen davon bleibt letztlich die Frage, was für eine
Identität so eine Marionette überhaupt hätte?
All dies zeigt, dass Glück genau so wenig wie Liebe gemacht oder erschaffen
werden kann. Gott kann die Liebe nicht erschaffen, da er damit sich selbst
erschaffen würde. Gott ist die Liebe. Genauso dürfte es mit dem Glück sein. Das
Glück ist letztlich nur in Gott zu finden und ist daher nicht etwas, das er zugleich
mit uns erschaffen kann. Er erschafft aber uns Menschen auf dieser Welt im
Spannungsraum von Gut und Böse, ausgestattet mit einem freien Willen. Und
wenn wir uns dann bewusst Gott zuwenden, wenden wir uns auch dem Glück
zu! Da es, wie gesagt, etwas ausschließlich Göttliches ist und nicht außer ihm
erschaffen werden und entstehen kann, sondern nur in ihm und aus ihm.
Sorry, aber ich kann dir nur sagen, dass ich das alles ungemein lächerlich finde. Du
versuchst auf Biegen und Brechen einen Gott zu rechtfertigen, den es gar nicht gibt
und redest von Dingen, die du gar nicht wissen kannst, aber über die du
offensichtlich lange nachgedacht hast um alles rechtfertigen zu können. Woher bist
du dir so sicher? Du glaubst, was du sagst oder gehört hast und ein anderer glaubt
wieder ganz was anderes ebenso. Jeder hält sich an seinem Märchen fest und ist
ganz davon überzeugt und will nur ja nicht zulassen, dass jemand daran rüttelt, weil
sonst alles in sich zusammenbrechen würde. Ich bin wohl zu sehr Realist um Kraft
daraus schöpfen zu können an solchen Märchen festzuhalten.
Ich kann deinen Einwand, alles als Märchen abzutun, von einem gewissen
Gesichtspunkt aus gesehen schon auch nachvollziehen. Viele religiöse
Überzeugungen widersprechen sich untereinander und wenn man dann noch
sieht, wie sich die verschiedenen Richtungen untereinander bekämpfen und
bekriegen - und das oft auf das Erbittertste, dann hat man tatsächlich ein gutes
Argument gefunden alles als Märchen abzutun oder vielmehr einen
atheistischen Humanismus zu vertreten. Abgesehen davon hast du noch
vergessen zu erwähnen, wie zweifelhaft oft auch die Früchte sind, die aus
diversen Glaubensvorstellungen hervorgehen und nicht unbedingt beweisen,
dass diese Menschen durchdrungen sind von Gott und der Liebe, von der sie die
ganze Zeit reden. Nicht selten findet man schlimmere Schandtaten unter ihnen
als unter den Menschen, die sie als „Ungläubige“ abtun.
Aber dennoch: Ich freue mich über jeden einzelnen gläubigen oder spirituellen
Menschen. Egal welcher Weltanschauung! Freilich nicht, weil dort überall
Schandtaten verübt werden, sondern, weil sie sich in der Regel nach dem Guten
ausstrecken und darauf hinarbeiten. Alle religiösen und spirituellen Richtungen,
sofern sie so genannt werden können, haben nämlich diesen einen
gemeinsamen Nenner: Gott ist das Gute bzw. die Liebe und Böses sollst du
meiden und das Gute tun.
Schau, darauf allein kommt es vor Gott doch in erster Linie an! Dass es dabei so
viele Annäherungen über die Anschauung von Gott gibt wie es Menschen gibt,
ist nur zu natürlich und eher für uns Menschen ein Problem, als für Gott. Alle
gehen wir ja von einem ganz anderen Standpunkt aus auf Gott zu. Es sind ja
keineswegs diejenigen Menschen, die aufgrund ihres günstigen Schicksals zu
Gott gefunden haben. Im Gegenteil. Du übersiehst, dass es querbeet durch alle
Schichten und Milieus Menschen sind, die sich in ihrer verzweifelten oder auch
nicht verzweifelten Lebenssituation heraus auf Gott hin ausstrecken und daher
zunächst auch keine besseren Menschen sind als andere. Denn die Annäherung
an Gott beginnt meist schrittweise. Aber es gibt natürlich auch diejenigen, die
Religion als frommen Denkmantel für ihren Machtanspruch missbrauchen und
sie finanziell oder sonst wie ausschlachten. Sie beginnen dann die Wahrheit
über Gott zu verfälschen, weil sie die Wahrheit gar nicht ertragen könnten. Auf
diese Weise sind alle Irrtümer in den Religionen entstanden und jede große
Religion wurde und wird auf diese Weise mit der Zeit immer wieder völlig
verfälscht, bis Gott gewissermaßen wieder eine Neugründung vornimmt. Wie es
auch durch die Jahrtausende hindurch immer wieder geschehen ist. Es ist also
keineswegs Gott, der den Menschen im Irrtum ersticken lassen will, ganz im
Gegenteil. Es ist der Mensch, der spirituelle Wahrheiten nicht ertragen will, -
denn sie überführen ihn!
Jede Annäherung an Gott ist logischerweise eine Annäherung an die wahre
Liebe und damit ist verbunden, dass die liebgewordenen oder unbewussten
negativen Taten und Einstellungen immer stärker bewusst werden. Daher
sträuben wir uns von Natur aus dagegen. Da geht’s sozusagen ans
„Eingemachte“. Das mag nicht jeder. Kein Mensch wird also von Gott dazu
gezwungen, im Gegenteil, wie ich schon gesagt habe, die wahre Liebe zwingt am
allerwenigsten.
Ja, zwingen lasse ich mich sowieso zu gar nichts. Außerdem ist deine Behauptung
richtig typisch: „Nur wer an Gott glaubt wendet sich dem Guten zu.“ Diese
Behauptung finde ich anmaßend und intolerant. Ich bin sehr wohl ein Mensch, der,
wie du sagst, sich nach dem Guten ausstreckt und sich auch für seine Mitmenschen
engagiert. Aber deswegen muss ich nicht glauben - im Gegenteil, was hat das Tun des
Guten mit dem Glauben zu tun? Ich, für mich, finde es überhaupt nicht dienlich im
Kopf irgendwelche wunderlichen Geschichten zu wälzen und abgehoben und
abgedreht durch die Welt zu rennen, anstatt tatsächlich zu helfen und Gutes zu tun,
wo man es kann. Meiner Ansicht nach führt das nur dazu, dass man den Bezug zum
Alltag und den Mitmenschen verliert. Nichts gegen dich, aber ich hasse diese
frommen Sprücheklopfer, die an der Realität vorbeireden und sich auch noch gut
dabei vorkommen. Das alles ist für mich sicher nicht erstrebenswert!
Du hast nicht unrecht, wenn du von frommen „Sprücheklopfern“ sprichst. Die
gibt es wohl tatsächlich. Aber glaube mir: Wahrer Glaube hat mit frommem
Sprücheklopfen nichts gemein. Es geht nicht darum, dir ein Heil einzureden
oder zu suggerieren, ohne an dir zu arbeiten.
Sei mal ehrlich: Steht in Wirklichkeit nicht ganz was anderes hinter deiner
Abwehrhaltung? Ist nicht auch bei dir eine verborgene oder sogar unbewusste
Angst und wir reden jetzt daran vorbei? Nämlich, das ungute Gefühl, dass der
Glaube an Gott auch für dich Konsequenzen hätte? Dass auch du womöglich
einige Dinge in deinem Leben ändern oder in Ordnung bringen müsstest? Oder
sogar mancher Lieblingssünde den Rücken kehren müsstest? Ist es vielleicht so?
Ich denke nicht so kleinkariert! Ich lasse mir keine Schuldgefühle machen! Ich bin
niemanden etwas schuldig und Gott schon gar nicht! Ich habe sehr früh gelernt, dass
man im Leben nichts geschenkt bekommt. Ich musste um mein Überleben kämpfen
um nicht unterzugehen. Ich war gerade mal 12 Jahre alt als meine Mutter gestorben
ist und mein Vater war Alkoholiker und hat sich nicht um uns gekümmert. Er war
immer nur betrunken und hat uns geschlagen. Mir braucht niemand erzählen wie
wenig Hilfe man von seinen Mitmenschen erwarten kann. Ich bin oft genug der
Betrogene gewesen und zwar gerade dann, wenn ich es am wenigsten erwartet hätte,
gerade dann, wenn meine Absichten am besten waren. Erzähl du mir also nichts von
Gott und dass ich etwas in Ordnung zu bringen hätte. Soll ER das erst mal tun, wenn
es ihn gibt! Ist diese ungerechte Welt etwa meine Erfindung? Mach doch die Augen
auf! Allein in der Natur und Tierwelt zeigt sich doch schon ganz klar, dass nur der
Stärkere gewinnt! Aber ich will gar nicht der Stärkere sein, ich will nur überleben! Ich
begegne dem Leben nur mit so viel Härte wie es nötig ist um zu überleben und
sichere mir damit nur das kleine Stückchen vom Glückskuchen der Menschheit, der
mir zusteht. Komme mir also nicht mehr mit irgendwelchen Lieblingssünden, denen
ich den Rücken kehren müsste.
Du sagst: Immer wenn deine Absichten am besten waren, warst du der
Betrogene? Aber hast du schon mal nachgedacht, warum du dich als der
Betrogene gefühlt hast? Kennst du nicht den Spruch: „Undank ist der Welten
Lohn.“ Ich will dir damit nicht zu nahe treten! Ich kenne das nur eben auch von
mir sehr gut. Oft tun wir das „Gute“ und fühlen uns dann auch noch betraft
dafür. Oder es gibt Menschen in unserem Umfeld, die anstatt dankbar sogar
noch undankbar darauf reagieren.
Aber vielleicht hast du deine „Belohnung“ einfach zu sehr von außen oder sofort
erwartet und übersehen, dass das Gute in erster Linie eine Bereicherung im
Inneren nach sich zieht? Wie gesagt, ich weiß wovon ich rede, weil es mir
genauso geht. Wir meinen, wenn wir uns zu einem guten Entschluss
durchringen, müsste uns Gott sofort alle Hindernisse aus dem Weg räumen und
unseren guten Ansatz nach unseren Vorstellungen belohnen, damit wir nur ja
weitermachen. Aber es ist nicht selten genau umgekehrt. Gott motiviert und
fördert uns, dass wir den Entschluss zum Guten fassen. Aber dann folgt die Zeit
der Prüfung, ob wir diesen Entschluss auch aus uns selbst heraus – aus freiem
Willen - tun, gerade gegen alle Widerstände. Würde uns Gott das abnehmen,
wäre dies wie wenn Eltern ihr Kind dazu motivieren das Zimmer aufzuräumen,
weil es dies aber nicht tut, diese es dann doch selbst machen. Wird das Kind,
wenn dies in sämtlichen Dingen geschieht, nicht lebensunfähig? Einfach, weil die
Eltern ihm grenzüberschreitend alle Widrigkeiten des Lebens abnehmen?
So auch bei uns Erwachsenen. Es ist zwar richtig, ja notwendig, dass wir zum
Guten motiviert werden, aber TUN müssen wir es letztlich selber. Das kann uns
niemand abnehmen. Und wenn, dann würde es uns auch Gott gegenüber, ja
dem Leben gegenüber lebensunfähig machen. Dass wir das Gute tun und uns
oft gegen sämtliche Widerstände dazu durchringen müssen, ist nämlich SEIN
höchstes Anliegen an uns! Ihm ist das so heilig, dass er es uns auf keinem Fall
aufdrängt oder uns verweichlichen und lebensunfähig machen will. Aber was ist
nun die Folge: Wir ringen uns mit ach und krach zum Guten durch und - als
Belohnung sozusagen, erleben wir dann oft regelrechte Schicksalsschläge,
anstatt das alles glatt läuft. Die Folge ist: Wir verstehen die Welt nicht mehr und
fühlen uns von Gott betrogen. In Wirklichkeit haben wir uns selbst betrogen. Wir
selber sind es ja, die sich so schnell untreu werden! Denn wir sind es ja, die den
guten Entschluss so schnell verwerfen und damit dem Weizenkorn gleichen, das
auf felsigem Boden fällt. Jesus sagt in einem Gleichnis: „Weil es keine tiefe Erde
hatte, ging es zwar schnell auf, aber als die Sonne aufging, verwelkte es und weil
es keine Wurzel hatte, verdorrte es.“ Ist das nicht ein treffendes Bild? Das
Weizenkorn ist der noch fremde, aber gute Gedanke, dem wir Gehör
verschaffen. Bewährt sich dieser nicht durch die Tat, wird er nicht in unserem
Wesen verankert und löst sich somit wieder von uns los, wie ein Fremdkörper.
„Wer hat, dem wird gegeben und wer nicht hat, dem wird noch genommen was
er hat“, sagt dazu Jesus an anderer Stelle. Wer sich nämlich in die Abwärtsspirale
des Betrogenen hinein begibt, läuft Gefahr, das Urvertrauen in Gott ganz zu
verlieren.
Daraus sieht man also, dass Durchhaltevermögen, Verzicht und
Opferbereitschaft die wichtigsten Voraussetzungen sind um zu wachsen und zu
reifen. Sie sind der wichtigste Motor zur seelischen Gesundheit. Daraus erwirbt
man sich die wahre Stärke ohne hart werden zu müssen. Eine Stärke, die in Gott
gründet ist! Wenn wir dazu den Mut haben, bin ich mir sicher, brauchen wir
nicht mehr um das kleine Stückchen vom Glückskuchen der Menschheit zu
kämpfen, der uns dann, so groß oder so klein er auch sein mag, letztlich auch
nicht glücklich machen wird.
<Schweigt eine Weile und sagt:> Opferbereitschaft und Verzicht – mich regen solche
Worte nur auf. Mein ganzes Leben ist ein einziger Verzicht. Die Kirchen machen seit
Jahrhunderten ein gutes Geschäft damit, dass sie den Menschen ein schlechtes
Gewissen einreden, indem sie sie mit dem Gerede vom Verzichten krank machen.
Ohne dir anscheinend dessen bewusst zu sein, schlägst auch du in diese Kerbe. Was
soll dabei herauskommen? Psychisch verstümmelte Gestalten, die gegen ihre Natur
leben und Unheil anrichten! Menschen, die sich ein schlechtes Gewissen einimpfen
lassen, bis sie von den Kirchen völlig abhängig sind und in vollem Umfang für ihre
Zwecke ausgenommen und missbraucht werden können. Das ist genau die
Herrschaftspolitik der Kirchen seit vielen Jahrhunderten! Nur mehr die
Leichtgläubigen oder die geistig Beschränkten und Naiven fallen in unserer
aufgeklärten Zeit auf diese Psychofalle herein. Ich verstehe nicht wie du, als meiner
Meinung nach doch intelligenter Mensch, darauf hereingefallen bist?
Ich bin nicht auf irgendeinen Aberglauben hereingefallen. Was ich unter
Verzichten verstehe, ist etwas ganz anderes: Nämlich, wenn jemand erkannt hat,
dass ihn irgendeine Angewohnheit, Abhängigkeit oder Droge oder was auch
immer ruiniert und er dann damit aufhört. Das allein verstehe ich unter
verzichten! Es nützt freilich nichts, anstatt dessen fünf Vaterunser zu beten und
noch fleißiger in die Kirche zu gehen, dann aber weiterhin zu tun, was einen
selbst oder andere zerstört.
Oder wenn jemand seine Partnerin oder seinen Partner betrügt, seine
Mitmenschen belügt, bestiehlt und gegeneinander ausspielt, Hass und
Zwietracht sät und allerlei Böses schürt, aber nach außen hin ein scheinbar
„aufrichtiges“ Leben führt und diese Dinge bei sich rechtfertigt - oder einfach
nicht sieht! Das alles führt sehr wohl dazu, wie du es sehr richtig erkannt hast,
dass ein Mensch sich psychisch verstümmelt. Denn er muss sich ja, um das alles
zu kaschieren, sehr viel vormachen und sein eigenes Herz verleugnen. Und das,
bis er den Blick für sich selbst und die Wirklichkeit völlig verloren hat.
Niemals kann das Verzichten von negativen Dingen einen Menschen krank
machen, und wenn es einem noch so schwer fällt, - das ist ein weit verbreiteter
Irrtum! Aber die Ersatzhandlungen und der Aberglaube, die können einen
Menschen sehr wohl krank machen.
Ich bin aber der Meinung, dass das Verzichten auf negative Dinge einen Menschen
auch krank machen kann. Das zeigt sich mir allein schon darin, dass du etwas
„negativ oder böse“ nennst und damit Gespenster siehst, die es gar nicht gibt. Das ist
Illusion! Für mich gibt es nichts „Negatives“. Das ist ein typisch eingeengter
Blickwinkel auf die Dinge, der an sich schon krank ist. Eine negative Angewohnheit
oder Sucht etc. hat nämlich in aller Regel einen viel tieferen Hintergrund, der meist in
der Vergangenheit liegt und zuerst psychologisch aufgeklärt werden müsste. Dann
stellt sich heraus, dass dein „Negatives“ vielmehr ein krankmachendes Gespenst ist
und so mancher Täter vielmehr als Opfer entlarvt wird.
Da gebe ich dir schon recht! Mit „negativ“ meine ich auch das subjektiv
empfundene Negative und nicht ein objektiv festgeschriebenes Dogma oder
Gesetz, mit dem die Kirchen oder Instanzen unserer Gesellschaft vorschreiben,
was „böse“ ist. Da ist ein großer Unterschied und oft hat das eine mit dem
anderen wenig zu tun. Das muss man unterscheiden. Ich bleibe jetzt bewusst
bei dem verfänglichen Begriff „böse“. Und zwar deswegen, weil man meiner
Meinung nach der „Natur des Bösen“ keineswegs gerecht wird, wenn sie nur als
„psychologisches Konstrukt“ oder gar als Illusion abgetan wird!
Ich bin zwar der Überzeugung, dass eine negative Neigung in uns immer auch
etwas Krankes ist, aber dass sie im innersten Kern eben mehr ist. Es ist auch
eine Neigung! Hier kann man an das Freud‘sche Lustprinzip anknüpfen. Jeder
Neigung, ob positiv oder negativ, wohnt immer eine ihr eigene Lust inne. Beim
Positiven kann man sie umschreiben mit Freude und Friede. Beim Negativen
eher mit Gier und Unfriede. Qualitativ ist die Lust die dem Positiven innewohnt
höher anzusetzen als die Lust aus dem Negativen. Wer aber überwiegend in der
Lust lebt, die ihm die negativen Dinge bereiten, will diese nicht ohne weiteres
aufgeben. Sie sind auch alles was er hat und was er kennt. Darüber hinaus hat
die Lust zum Negativen einen Suchtcharakter und geht mit Unfreiheit einher.
Außerdem kommt noch der bedeutende Umstand hinzu, dass diese beiden
Lustquellen Gegensätze sind und sich auch tatsächlich gegenseitig auslöschen
und uns für die jeweils andere Lustquelle unempfindbar machen.
Hier ist also unsere Entscheidung gefragt, weil sie uns letztendlich prägt.
Insofern darf ich also das subjektive Böse – nicht das, was irgendeine Kirche
oder irgend ein noch so wohlmeinender Mensch unter „böse“ versteht - aus
Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen meiden und bekämpfen! Mit allen mir
zur Verfügung stehenden Mitteln. So bekommt das Verzichten und Überwinden
des Bösen eine ganz andere Dimension. Denn sobald Lust im Spiel ist, kostet es
Überwindung auf diese Lust zu verzichten. Aber nur wo das geschieht, kann ich
für die positiven Lustquellen wieder empfindbar werden.
Es ist also ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass das Verzichten auf das
Böse – ich nenne es nach wie vor so, du kannst es gerne Negatives nennen –
krank macht. Richtig ist allerdings sehr wohl, dass das bloße Verzichten auf das
sozusagen objektiv und pauschal festgeschriebene Böse durch Kirche und
Gesellschaft, krank machen kann. Und zwar immer, wenn es mit meinem
subjektiven Bewusstwerdungsprozess – also, was ich bei mir selbst (nicht bei
anderen!) – als böse erkannt habe, nicht übereinstimmt oder dieses überdeckt.
Aber das haben wir ja vorher schon besprochen und klar unterschieden. Das ist
scheinheilig und krankmachend.
Das Verzichten auf das Negative, welches ich in mir entdecke, kann hingegen nie
krank machen! Und selbst, wenn ich es noch so sehr mit aller mir zur Verfügung
stehenden Kraft meide – im Gegenteil. Ja, selbst dann nicht, wenn die tiefere
Ursache für eine stark gewordene negative Neigung eine ganz andere ist, die
noch verborgen ist. Ich sehe darin einen der zwei Wege oder vielmehr eines der
zwei Beine, die ich brauche, um Heil werden zu können: Entweder, die
Hintergründe zu entlarven, warum ich eine Sucht oder negative Angewohnheit
habe und daraus die Kraft zu schöpfen diese zu überwinden. Das ist ja das, was
du gemeint hast, oder eine Sucht bzw. negative Angewohnheit an sich zu
überwinden und daraus erkennen, was der Hintergrund dessen war.
Hmmm – verstehe nicht recht was du jetzt meinst.
Ich meine damit, dass heutzutage meist nur der erstere Weg bekannt ist. Man
versucht mit psychologischen Hilfsmitteln herauszufinden was der Hintergrund
einer psychischen Fehlhaltung ist, um dann diese Fehlhaltung zu korrigieren
bzw. zu überwinden.
Und der zweite Weg wäre?
Ganz einfach. Die psychische Fehlhaltung überwinden und damit auch den
Hintergrund entlarven.
Was? Wie soll ich eine Fehlhaltung überwinden können, wenn ich deren Hintergrund
nicht kenne? Außerdem glaube ich nicht, dass mit der Behandlung von Symptomen je
deren Ursache aufgelöst werden kann.
Ich lasse es mal dahingestellt, ob nicht das „Böse“ die Ursache aller negativen
Dinge ist. Denn niemand wird – und hat er auch noch so viel psychologisches
Wissen - darum herum kommen die kranken Muster auch zu überwinden.
Insofern ist eine Überwindung der Symptome, die sich vorerst einmal davor
stellen, sehr wohl eine schrittweise Beseitigung des Hintergrundes. Denn man
dringt mit jeder Überwindung der Dinge, die sich davorschieben, auch auf eine
nächst tiefer liegende Schicht oder den eigentlichen Kern vor. Also schließt eine
echte Überwindung von Symptomen immer auch eine Entlarvung der
Hintergründe ganz automatisch mit ein, weil man ja dazu vordringt. Man dringt
dazu vor, weil, wie du richtig gesagt hast, die Symptome auf den eigentlichen
Hintergrund aufgesetzt sind. Demnach ist es ja logisch, dass, wenn ich das
Aufgesetzte überwinde, ich ganz automatisch auf die tieferen Hintergründe
komme. Verstehst du?
Und wer soll das schaffen? Wer soll etwas, einfach so, überwinden können ohne
Hintergründe zu kennen, die das Ganze erst entlarven? Das ist doch völlig weltfremd!
Kennst du jemanden, dem das je gelungen wäre? Ich sehe eher das Gegenteil:
Menschen bei denen an die Stelle dessen, was sie überwinden wollen, allenfalls eine
Ersatzbefriedigung oder Ersatzdroge tritt! Und dann geben sie damit an! Weil sie z.B.
mit dem Rauchen aufgehört haben und anstatt dessen jetzt kiloweise Süßigkeiten
verschlingen! Die machen sich doch alle selber etwas vor!
Wir Menschen sind nun mal Triebwesen und werden nie über unsere Triebe
hinauswachsen können! Wir bestehen aus Trieben und woraus man besteht, darüber
kann man auch nicht hinauswachsen. Ganz einfach!
Ich glaube schon, dass ich aus mehr bestehe, als nur aus Trieben. Aber ich
stimme dir zu. In den meisten Fällen findet tatsächlich nur eine
Symptomverschiebung statt. Das hast du meiner Meinung nach gut erkannt und
deckt sich auch mit meiner Beobachtung. Es scheitert ganz einfach alles in
erster Linie an der mangelnden Kraft, wirklich überwinden zu können. Denn
alles Suchen und Forschen nach Ursachen und Zusammenhänge läuft ja
letztlich auch wieder nur darauf hinaus: Die Kraft zur Überwindung zu erhalten.
Ja, es ist letztlich nur ein Hilfsmittel zur Überwindung.
Aber jetzt nur mal hypothetisch angenommen: Es gäbe so etwas wie einen
Zugang zu einer verborgenen „Überwinder-Kraftquelle“, die man speziell genau
dafür nutzen kann. Dann würde es doch vollständig funktionieren, oder? Dann
würde ja jeder Stück für Stück überwinden können und zugleich ebenso Stück
für Stück auch die Hintergründe und Ursachen erfahren, die damit verbunden
waren und somit vollständig heil werden. Da gibst du mir ja recht, oder?
Da gebe ich dir recht, aber ich halte es für unsinnig, weil, wie gesagt, diese Kraft zur
Überwindung nicht einfach so da sein kann.
Einfach so da ist sie auch nicht. Das wussten viele Philosophen und religiösen
Denker der Frühzeit noch sehr genau. Ihnen ging es um die primäre Frage, wie
schaffe ich es zu überwinden? Denn alles andere und auch die Selbsterkenntnis,
schließt das ja mit ein. Seit Urzeiten und keineswegs nur im Christentum bzw.
im Judentum gab es die Hoffnung auf einen Messias, einen Erlöser, was man
Neudeutsch auch mit Heiler oder Überwinder übersetzen kann.
Dann kam Jesus von Nazareth, den man den Christus (den Überwinder) nannte.
War er das wirklich? Wie ist im Sinne eines Überwinders „Erlösung“ zu
verstehen? Ja, ich denke, wir müssen die Frage der Erlösung erst ganz neu
verstehen lernen! Ich gebe dir völlig recht. Niemand schafft es einfach so ein
Symptom zu überwinden, von dem er ja gefangen ist – noch dazu, wenn er die
Hintergründe nicht kennt. Aber wenn der Mensch eine Kraft anruft, die nicht
wieder er selbst ist, sondern von Gott ist, dann kann er mit Hilfe Gottes
durchaus Symptome überwinden, ohne schon vorab deren Hintergründe zu
kennen – dann ist dieser Weg möglich, aber eben nur dann! Die tieferen
Hintergründe werden ihm dann vielmehr im Zuge dessen offenbar. Sei es aus
sich selbst, sei es durch Mitmenschen oder sei es durch Therapien. Ein Mensch,
der wirklich guten Willens ist und seine Sünden aufrichtig bereut und das „Böse“
überwinden will, wird tatsächlich die Erfahrung machen, dass Gott durch alle
Menschen wirken kann um diese notwendige Selbsterkenntnis zu vermitteln.
Selbsterkenntnis aus der Gotteserkenntnis, wie es die Alten nannten. Die
Gotteserkenntnis ist, auf einen Nenner gebracht: „das Böse zu meiden!“ So
ursprünglich verstanden ist also der Glaube an Gott sehr wohl etwas sehr
Praktisches und auf den Alltag Bezogenes. Weil du anfänglich gesagt hast: Wozu
brauche ich das Hirngespinst eines Glaubens, um im Alltag das Leben besser zu
bewältigen!
Für mich ist das nach wie vor ein Hirngespinst und zwar ein ganz grauenhaftes.
Wenn dieser Gott verlangt, dass ich erst irgendwelche komplizierten
Gedankenkonstruktionen begreifen und vielleicht auch noch Theologie studieren
muss, um von ihm gewürdigt zu werden zu den Auserwählten zu gehören, in denen
er die Kraft zur Überwindung einfließen lässt, dann ist das nicht nur ein sehr
kleinlicher und kleinkarierter Gott, sondern auch ein ganz grauenhafter Gott. Auf
dessen Erlösung kann ich verzichten! Frag mal einen, der bis über beide Ohren in Not
steckt, ob er sich in diesem Moment mit theologischen oder metaphysischen Fragen
auseinandersetzen will, weil ihm nur so die Kraft zur Überwindung zufließt? Das ist
völlig weltfremd! So einer wird dir sagen: Hilf mir, wenn du mir helfen kannst aber
verschone mich mit deinem klugen Gerede, da es für mich nur Hohn und Spott ist!
Ja, da hast du recht! Du wirst es kaum glauben, aber damit hast du sehr treffend
eben genau meine Meinung zum Ausdruck gebracht. Ich bin der Überzeugung,
die Kraft zur Überwindung ist eben gerade nicht von irgendwelchen
metaphysischen Gedanken oder Lehransichten abhängig, sondern vielmehr von
einer ganz realen Begegnung. Wenn uns mit Jesus Christus tatsächlich der
Überwinder begegnet, der an sich selbst und in sich selbst alles überwunden
hat was es in einer menschlichen Natur zu überwinden gibt, dann ist etwas
Einzigartiges und Übernatürliches geschehen! Denn ein Mensch kann nicht
überwinden was stärker ist als er selbst, sonst wäre er ja nicht darin gefangen.
Wenn aber Jesus Christus das konnte, dann war dies die Menschwerdung
Gottes! Das ist dann keine Glaubenslehre oder ein metaphysisches
Gedankenkonstrukt, sondern eine Realität, die sich vor 2000 Jahren ganz einfach
ereignet hat. Lahme, Blinde und Krüppel kamen zu Jesus, weil sie von seinen
Wundern gehört haben. Und Jesus erwiderte ihnen nicht, geht hin und setzt
euch zuerst mit Gedanken über Gott auseinander, damit ihr geheilt werdet.
Ganz im Gegenteil, er fragte nur: Glaubst du an den Menschensohn? So hat er
sich nämlich bezeichnet! Worauf er auf die Erwiderung dieses Glaubens
meistens nur antwortete: “Dein Glaube hat dir geholfen!“
Er machte also jede Heilung allein vom Glauben an seine EIGENE Person
abhängig! Damit war das Christentum von Anfang an überhaupt kein
Lehrgebäude, sondern ein unumstößliches Ereignis! Einfach begründet in der
historischen Tatsache der Person Jesu selbst!
Dass er tatsächlich der Überwinder war, der Erlöser, wie er gerufen wurde,
bewies er uns letztlich auf so herzzerreißende und gleichzeitig mächtige und
eindringliche Weise, wie sie nicht zu überbieten ist! Denn ich frage dich: Kennst
du auch nur einen Menschen, bei dem du dir auch nur vorstellen könntest, dass
er am Todespfahl unter grauenhaften Schmerzen und angesichts einer von Hass
und Mordsucht tobenden Menge ohne Unterlass betet und im Todeskampf
noch ausruft: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“! Kannst
Du Dir auch nur im Entferntesten einen Menschen vorstellen, der auf diese
grauenhafteste Art und Weise ermordet wird und dabei kein Funken an Hass,
Rache oder Gefühle der Vergeltung mehr hochkommt? Ja, der selbst darauf
noch mit absoluter Liebe und Vergebung reagiert? Wo selbst ein abgebrühter
römischer Hauptmann, am Kreuze stehend, ergriffen bekennt: „Was für ein
Mensch!“ Kennst du auch nur annähernd so einen Menschen? Ist das nicht ein
Zeugnis, das absolut für sich selber spricht? Wenn nicht ER, wer wäre je ein
Überwinder, ein Erlöser, gewesen? Einer, der die Kraft hatte die uns allen so
sehr fehlt und die wir so sehr brauchen? Der alles böse auch in uns überwinden
kann, wenn wir in diesem Sinne an ihm festhalten? Ja, mehr noch, der die Macht
hat, jeden, der sich für IHN entscheidet und in dieser Entscheidung bleibt,
Schritt für Schritt ganz sicher von allem Negativen zu befreien, - so viele
Rückschläge es auch immer wieder mal geben mag!
Ich merke, dass du von deiner Sache überaus überzeugt bist. Für mich ist das nach
wie vor eine reine Glaubenssache. Es gab doch damals viele Götter und Wunderheiler
und Überwinder, wie du es vielleicht nennen willst. Freilich konnten nur die wenigsten
zu Religionsstiftern werden. Du magst ja an deinem Glauben festhalten, aber mich
stört dieser Absolutheitsanspruch der Christen. Nur wer an Jesus Christus glaubt
kommt in den Himmel, alle anderen in die Hölle. Das ist ein intoleranter und
anmaßender Standpunkt, der mir allenfalls die anmaßende Gesinnung dieser
Christen aufzeigt, sonst nichts.
Was den Absolutheitsanspruch der Christen betrifft, so ist dieser ausschließlich
ein Absolutheitsanspruch der Kirchen. Der ist gerade darin begründet, dass sie
in Jesus nicht den Überwinder in diesem Sinne sehen, sondern vielmehr den
ursprünglichen Erlösergedanken für sich ausgeschlachtet haben. Sie nehmen
eine stellvertretende Erlösung an und gehen von drei göttlichen Personen aus,
wonach Gott-Vater den Gott-Sohn kreuzigen hat lassen um durch dessen Tod
die Menschheit wieder mit sich zu versöhnen. Die Erlösung ist demnach davon
abhängig, an diese stellvertretende Tat zu glauben und daran festzuhalten, egal
wie man lebt. Alleiniger Vermarkter dieses Monopols sind somit die Kirchen!
Denn Bedingung dieser Erlösung ist ja nur dieser Glaube und keineswegs ein
gutes Leben - wovon die Kirchen ja ausreichend Zeugnis geben, wie du schon
sehr richtig erkannt hast.
Da sie nun einziger Verwalter dieses Monopols sind, müssen freilich alle
anderen in die Hölle kommen. Daraus allein resultiert also dieser von dir sehr
richtig erkannter Absolutheitsanspruch! Denn wie gesagt, es geht ja nur um
diesen stellvertretenden Erlöserglauben, den sie vermarkten und der somit
auch nur in der Gemeinschaft ihrer Kirche erfahrbar ist!
Mit so einem Erlösungsverständnis verleugnet man freilich alles Negative in der
eigenen Brust. Warum? Weil man als bereits erlöst keine negative Tat mehr
vollbringen dürfte oder zumindest keiner Versuchung mehr erliegen dürfte. Was
aber, wenn es doch geschieht? Hab ich dann nicht genug geglaubt? Oder will
Gott am Ende sogar, dass ich das Böse tue? Ist das Böse vielleicht gar nicht
böse, sondern der Wille Gottes? Dieser Schluss ist naheliegend. Werden doch
die Versuchungen auf diese Weise nur noch stärker. Und das, obwohl man doch
so inbrünstig an die stellvertretende Erlösung glaubt und sich doch so sehr
suggeriert, erlöst zu sein. Muss man da das zweifelhafte Handeln nicht
irgendwann mal rechtfertigen? Darin werden sie die wahren Meister! Meister
der Scheinheiligkeit! Meister darin, die wahren Ursachen zu überdecken und das
Etikett „Jesus“ überall darüber zu klatschen! Kein Wunder, dass diese
Denkweise schließlich völlig überwinderunfähig macht und all die schlechten
Früchte zeitigt, die auch du zu Recht anprangerst.
Völlig entgegengesetzt dazu ist es freilich, wenn ich Jesus Christus wieder als
den Überwinder erkenne, der ja gerade meine Überwinderkraft stärkt, ja mir
hilft, meinen Schweinehund in jeder Hinsicht zu überwinden und mich auch von
allen negativen Bindungen und psychischen Problemen restlos befreit. Und das
tut ER Schritt für Schritt, weil er tatsächlich auch die Macht dazu hat. IHN allein
bittend und nicht nachlassend im Gebet und daraufhin kämpfend, wie aus mir
selbst, aber doch im vollen Wissen, dass es ganz aus Gott geschieht.
Ja, dass die Kirchen die Gestalt Jesu für ihre Zwecke missbrauchen, war mir schon
immer klar. Nur glaube ich eben, im Gegensatz zu dir, generell nicht, dass damals so
etwas wie eine Erlösung stattgefunden hat. Und schon gar nicht, dass sie heute noch
eine Bedeutung haben könnte. Meiner Meinung nach ist das eine lukrative Erfindung
der Kirchen. Auch die Vergötterung der Gestalt Jesu, - woran auch du noch festhältst.
Ich glaube, dass die Kirchen damit ihren eigenen Aussagen nur Priorität geben wollen
um ihre Machtansprüche zu rechtfertigen! Außerdem ist es ein Relikt aus alten Zeiten,
wo das primitive Volk jeden König und Kaiser als Gott angebetet hat.
Dass sämtliche Könige und Kaiser als Gott angebetet wurden, trifft tatsächlich
auf viele Völker der damaligen Zeit zu. Die Vielgötterei hatte überall sehr
zugenommen, aber nicht bei den Israeliten. Die hielten zwar sehr verbissen und
pharisäerhaft an ihren Satzungen fest, aber dafür auch am strengen
Monotheismus. Vielgötterei oder eine andere Form der Gottesverehrung
anzuerkennen als den einen Gott Israels, war die höchste Form der
Gotteslästerung. Sie wurde sogar mit dem Tode bestraft! Jesus war Jude und
seine Jünger waren Juden. Es kann keineswegs die Rede davon sein, dass ER
leichtfertig als Gott anerkannt wurde. Ganz im Gegenteil! Es wird realistischer
Weise vielmehr davon berichtet, dass IHM das Volk mehrfach mit Steinigung
drohte, nachdem er bei seinen Predigten ganz selbstverständlich Attribute
Gottes auf sich bezog. Jesus wurde schließlich auch genau wegen dieser
vermeintlich höchsten Form der Gotteslästerung zu diesem grausamen Tode
am Kreuz verurteilt! Er wurde angeklagt, sich Gott gleichzustellen! Das war der
einzige Anklagepunkt, den man gegen ihn vorbringen konnte. Das muss man
sich echt mal vor Augen führen!
Der Glaube, dass Jesus Christus der alleinige, menschgewordene Gott ist, ist
keinesfalls eine Behauptung der Kirchen. Die gehen, wie gesagt, vielmehr von
drei göttlichen Personen aus, die doch irgendwie wieder ein Gott sein sollen.
Diese Ansicht ist hauptsächlich entstanden, weil man sich Geistiges in
räumlichen und zeitlichen Vorstellungen dachte und der Schluss dieses
profanen Denkens ist, dass zwei Personen sein müssten, weil Jesus ja selbst von
einem Vater sprach wie von einer weiteren Person. Dieser Kurzschluss wurde im
4. Jh. in einem kirchlichen Konzil zu einem Dogma erhoben. Weitere fast 100
Jahre später wurde dann beschlossen, dass auch der Hl. Geist eine Person in
Gott sei. Kurzum, die Kirche ist weit davon entfernt in Jesus Christus die
„sichtbare Seite Gottes“ zu sehen. Sie stoßen sich an den bildlichen Begriffen
„Vater“ und „Sohn“ usw. die Jesus gebrauchte und verstehen nicht, dass eine
leibliche Inkarnation Gottes in dieser Welt nicht wieder Geist sein kann - denn
nur dann könnte sie ja „Vater“ genannt werden. Gott ist Geist und konnte sich
freilich „nur“ im „Bilde Gottes“, wie es die Bibel nennt, also in menschlicher
Gestalt, ausdrücken. Sie wird demnach ganz treffend von Jesus selbst „Sohn“
genannt. Denn logischer Weise verhält es sich bei dieser Inkarnation wie mit der
Ursache zu ihrer Wirkung oder wie mit dem Urbild zu ihrem vollkommenen
Abbild.
Das „Ich-Bewusstsein“ Gottes war also nicht zerteilt. Das war aber scheinbar so.
Immer wenn Jesus im Zustand der Versuchungen war, fühlte er sich selber wie
vom Vater getrennt - eben aufgrund der Versuchungen. In diesen Zuständen
sprach er vom Vater tatsächlich wie von einer zweiten Person. In den Zuständen
nach den überwundenen Versuchungen sprach er aber ganz klar aus dem Vater
Worte wie: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“, oder „Ich bin, der Weg, die
Wahrheit und das Leben“, oder „Ich bin das Licht der Welt“ usw.. Alles
Bezeichnungen, die nur Gott zukommen und zukommen können. Das wären zu
Recht eine absolute Gotteslästerungen gewesen, wäre Jesus nicht wirklich Gott
gewesen! Oder auf die Frage, wer er sei, antwortete er einmal mit: „Ich bin“. Man
muss dazu wissen, Jahwe oder JHWH heißt übersetzt „Ich bin“ und ist demnach
der treffendste Ausdruck und Inbegriff des eigentlichen Seins überhaupt. Jesus
sprach oft durchgängig in diesem „Ich-Anspruch“, während alle Propheten und
noch so hohe Gesandte Gottes ihre Rede immer mit „Jahwe“ oder „JHWH
sprach“, oder „der Herr sprach“ oder „spricht“, einleiteten. Das war für die
Pharisäer und Schriftgelehrten absolut unerträglich, aber für die im Herzen
liebenden und glaubenden Juden mehr als eine überdeutlich klare Botschaft!
Das mag so überliefert sein. Aber solche Geschichten sind doch Mythologien, Sagen
oder Märchen. Das ist doch alles über die lange Zeit von den Anhängern
hinzugedichtet worden. Warum legst du so viel Wert darauf? Warum sagst du nicht
einfach, dass Gott das Unbekannte und Überirdische ist, das man sich nicht
vorstellen kann?
Die Evangelien des Neuen Testaments sind keine Sagen oder Märchen. Sie sind
auch kein Mythos. Es ist ein verbreiteter Irrtum zu meinen, über die lange Zeit
sei viel hinzugedichtet worden. Die lange Zeit spielt keine Rolle. Kein
glaubwürdiger Übersetzter übersetzt aus Übersetzungen, sondern aus dem
Quelltext. Bei den Evangelien geht dieser bis auf das 1 Jh. nach Chr. zurück und
ist so gut bezeugt, dass sich schon in den ersten Jahrhunderten viele tausend
Textstellen in der Sekundärliteratur der damaligen Zeit wiederfinden.
Aber du wunderst dich, warum ich so viel Wert auf die Feststellung lege, dass
Jesus Christus Gott ist? Ich will dir diese Frage gerne mit einem Beispiel
beantworten. Was ist zum Beispiel größer: Von der Liebe allgemein in den
Beziehungen zu reden und zu träumen oder sie in einer realen Beziehung zu
erleben?
Du meinst, ob nur die bloße Vorstellung über die Liebe oder die konkrete Wirklichkeit
der Liebe größer ist?
Ganz genau.
Na, sicher wird die Liebe zu einer konkreten Partnerin hoffentlich größer sein, als die
Liebe zu einer bloßen Phantasievorstellung.
Na, das meine ich auch. Aber verstehst du was ich meine? Auch hier könntest du
sagen, dass die Liebe, die sich auf eine konkrete Person bezieht, eingeschränkt
ist, weil sie nicht mehr frei und unbestimmt ist.
Der Vergleich hinkt aber in bezug auf Gott...
Der Vergleich hinkt ganz und gar nicht! Wie sich die Liebe erst in einer
Partnerschaft eröffnet, wenn sie konkret wird, so auch eröffnet und entfaltet sie
sich und gewinnt an Tiefe zu Gott erst wenn sie konkret wird und nicht das
Überirdische und Unbekannte bleibt, wie du sagst. Ich halte es für eine
umwerfende Vorsehung Gottes, dass Gott durch seine Menschwerdung die
größtmögliche Gotteserkenntnis entfaltet hat, ja erst eröffnet hat. Damit ist nun
eine Nähe zu Gott möglich, die anders nie erreicht würde!
Das scheint mir aber eine sehr menschliche Anschauung von Gott zu sein.
Nein, das ist eine sehr göttliche Anschauung vom Menschen. Wer gibt uns das
Recht die menschliche Gestalt an sich abzuwerten? Stell’ dir vor, du sollst ein
Bild finden oder kreieren, welches der wahren Liebe am meisten entspricht.
Welches würdest du wählen? Hier, diese schöne Blume? Oder hier, diesen
ausdrucksstarken Baum? Oder was würdest du wählen?
Ich würde da gar nichts wählen. Man kann sicher hinter allen Dingen etwas Schönes
sehen, wenn man Augen dafür hat. Es kommt auf den Betrachter an, der eine findet
das schön, der andere das.
Das mag sein. Aber du wirst mir auch zustimmen, dass es auf der ganzen Welt
keine Form oder Gestalt gibt, welche die ganze Bandbreite der Liebe besser zum
Ausdruck bringt, als die menschliche Gestalt? Dass sie also die Form schlechthin
ist, die in materieller Gestalt die göttliche Liebe unter allen Formen und
Gestalten nicht nur am meisten, sondern sogar vollkommen darstellt? Warum
sollte es also für Gott entwürdigend sein, sich in menschlicher Gestalt zu zeigen?
Er ist es doch, der sagt, er habe den Menschen nach seinem Bilde geschaffen.
Sind es denn nicht vielmehr wir, die wir die menschliche Gestalt durch böse
Taten missbrauchen und daher entwürdigen?
Ja schon, aber es ist doch völlig verrückt zu behaupten, dass Jesus Christus Gott
selber gewesen sein soll! Jesus Christus war ein Wanderprediger und Religionsstifter
und er mag eine interessante Persönlichkeit gewesen sein, aber man versteigt sich
doch total in dessen Verehrung, wenn man deswegen behauptet, er sei Gott selbst
gewesen!
Nun, gut. Betrachten wir doch das Ganze mal von einem generellen
Gesichtspunkt. Wie müsste deiner Meinung nach Gott sein, wenn er sich in
menschlicher Gestalt zeigt?
Wenn Jesus Christus wirklich dieser Gott und Überwinder wäre, wie du sagst, müsste
er sich längst deutlicher und klarer zu erkennen gegeben haben. Er hätte sich den
Menschen längst entsprechend dargestellt, so dass dies allgemein bekannt wäre! Und
er würde eingreifen in dieser Welt, bei all den Ungerechtigkeiten und schlimmen
Vergehen an Unschuldigen die es Tag für Tag in so unsäglich großer Zahl gibt!
Da sind wir beim Anfang unseres Gespräches angelangt und was ich über den
freien Willen gesagt habe. Gott ist die Liebe und respektiert unseren freien
Willen. Das ist das einzige, was du ihm zum Vorwurf machen kannst. Du kannst
ihm deshalb auch zum Vorwurf machen, dass du ihn nicht findest, wenn du ihn
nicht suchst und dass du ihn nicht erlebst, wenn du seinen Willen nicht tust.
Doch selbst bei diesen und noch vielen anderen Vorwürfen bietet Gott noch alle
seine Weisheit auf, dich und jeden Menschen auf wundersamen Wegen und mit
unzähligen Mitteln immer wieder zum Guten zu lenken, ohne je zwingend
einzuwirken. Du kannst IHM also vieles zum Vorwurf machen, doch das eine
nicht: Dass er sich dir nicht zu erkennen gibt, obwohl du ihn von ganzen Herzen
suchst. Das ist also im Gegensatz zu deiner Auffassung für mich die Größe
Gottes: Kein weltlicher Herrscher, der uns mit seiner Allmacht beeindruckt,
sondern uns im Unscheinbaren und Verborgenen und damit völlig
unaufdringlich zur Liebe zieht. Du kennst den Spruch: „Wer suchet der findet“?
Das ist tatsächlich so. So unscheinbar Jesus sein mag. Wer ihn sucht, der findet
IHN! Das weiß ich und erlebe ich und davon geben sehr viele Menschen
Zeugnis. Auch wenn du das ebenso wenig glauben wirst.
Für mich stehst du mit dieser Aussage entgültig neben jeder Realität. Du siehst die
Welt durch eine rosarote Brille. Ich will dir deinen Gott nicht nehmen, aber nützen
wird dir deine abgehobene Einstellung im Leben auch nichts. Damit kannst du
vielleicht Pfarrer werden oder Prediger.
Wir sind auf dieses Thema gekommen, weil ich aufzeigen wollte, wie sehr wir im
Leben Kraft zum Überwinden brauchen. Das ist aber nichts Irreales, sondern
wie wir festgestellt haben, etwas sehr Praktisches und Reales ihm Leben eines
jeden Menschen. Auch in deinem und meinem! Das einzige was dir da wohl
irreal erscheint ist, dass es diese Kraft tatsächlich gibt und dass es auch einen
Zugang zu ihr gibt! Ich erlebe diese Möglichkeit. Nur das wollte ich aufzeigen. Du
tust mir also unrecht, wenn du mich als abgehoben bezeichnest, weil du diese
Möglichkeit von vornherein ausschließt. Ich will dir aber meine Überzeugung
nicht aufdrängen oder besser gesagt, dir den Zugang zu dieser Kraft nicht
aufdrängen. Mir steht es fern dich überzeugen zu wollen. Für mich ist es einfach
das Großartigste überhaupt in meinem Leben! Auch wie einfach es eigentlich ist.
Und du musst entschuldigen: „Wovon das Herz voll ist, geht halt der Mund
über.“
Na, ist ja schön für dich. Ich beziehe die Kraft zum Überwinden nur aus mir selber
und der gesunden Vernunft. Und wenn das alle Menschen tun würden, würde meiner
Meinung nach die Welt schon ganz anders aussehen. Aber wie gesagt, ich lasse dir
gerne deinen Glauben.
Ich wohne gleich da drüben und muss hier bei der Brücke links abbiegen. Wir können
uns aber bei Gelegenheit gerne wieder über dieses oder andere Themen unterhalten.
Können wir gerne machen.
O.k. bis dann.
Ja, bis dann. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!
Danke. Ich dir auch.
Tschüss, Theodor!
GESPRÄCH MIT THEODOR
DER IRRTUM DER TRINITÄTS- UND
RECHTTFERTIGUNGSLEHRE
DAS ESSEN VOM BAUM DER ERKENNTNIS
VON GUT & BÖSE BZW. SELBER GOTT-SEIN
WOLLEN
GESTORBEN FÜR DIE WAHRHEIT ZUR ZEIT
DER REFORMATIOEN: MICHAEL SERVET
DER BESONDERE MANN SEINER ZEIT, DER
AN DAS URCHRISTENTUM ANKNÜPFTE:
SEBASTIAN FRANK
LINKS
EINE SAMMLUNG VON SEITEN, DIE DEN
GEIST SWEDENBORGS WIEDERGEBEN
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WIE DAS URCHRISTENTUM DURCH DIE
GNOSIS VERFÄLSCHT WURDE SO WIRD
IM DEUTSCHSPRACHIGEM RAUM
SWEDENBORG DURCH LORBER
VERFÄLSCHT
SUCHEN SIE HILFE BEIM
VERSTÄNDNIS SWEDENBORGS ?
und der innere Sinn im Wort Gottes